Epilog
Heute fürchte ich
mich noch, aber nicht mehr so sehr wegen meiner Erkrankung. Ich weiß auch, dass
das von der Tagesform abhängig ist! Nach meinen Schicksalsschlägen
musste ich erkennen: Jede Krebserkrankung hat ihren eigenen Verlauf und
ihr eigenes Krankheitsbild. Ich sterbe nicht so schnell daran!! Doch
ich muss jederzeit bereit sein, mich einem Rezidiv zu stellen. Seit
1990 lebe ich schon mit Krebs. Doch ich will mindestens 90 Jahre alt
werden. 52 Jahre habe ich schon geschafft. Ich habe viel durchgemacht
in den letzten Jahren, aber meinen Lebensmut habe ich dadurch nicht
verloren. Ich denke sogar, jeder Schlag macht einen nur noch stärker,
gerade jetzt, wo alle Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen
ausgeschöpft worden sind. Jeder Betroffene darf und sollte den Kampf
nicht aufgeben. Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon
verloren. Jeder einzelne Mensch ist so wichtig und hat seine
Berechtigung da zu sein. Durch meine Psychotherapien bin ich immer
wieder gestärkt, worden, auch wenn immer wieder Rückschläge gekommen
sind. Ich fühle mich jetzt auch stärker und entspannter, um allein
damit umgehen zu können. Ich habe gelernt, mich nur auf meine innere
Stimme zu konzentrieren. Das bekommt mir sehr gut. Allgemein bin ich
positiv eingestellt, begrüße das Leben, und habe großen Spaß daran. Ich
genieße jeden Tag, bin glücklich und zufrieden. Trotzdem gibt es auch
dunkle Tage, aber die schönen überwiegen. Mit meinen Kräften kann ich
jetzt gut haushalten, da kein Arbeitsstress mich mehr fertig macht. Ich
bin dadurch viel ausgeglichener und dynamischer. Ich kann mich öfters
am Tag zur Ruhe legen und brauche noch nicht einmal ein schlechtes
Gewissen dabei zu haben. In die Natur gehe ich fast jeden Tag, auch
wenn ich dazu mehr Kraft benötige als früher und sauge die Luft
begierig ein. Ich spüre das Leben! Ich bin ein visueller Mensch, ich
erfreue mich sehr an der Natur, auch wenn ich nicht mehr an
Spaziergängen mich erfreuen kann. Es fährt sich auch im Auto gut durch
die Natur. Die Solidargemeinschaft ermöglicht es mir, dass ich mit
Krebs überleben kann. Innerhalb meiner Grenzen wollte ich etwas
zurückgeben. Ich engagierte mich bei „Essen auf Rädern“ und fuhr ohne
Bezahlung (was nicht immer üblich ist) Essen an Bedürftige aus. Leider
musste ich dieses Ehrenamt aufgeben, da es mich zu viel Kraft kostete,
die ich nicht habe. Trotzdem finde ich es großartig, so lebensbejahend
zu sein, trotz aller Widrigkeiten die ich in meinem jungen Leben
erfahren musste. Ja, ich erfreue mich an allem. Ich erfreue mich an
Kleinigkeiten. Das ist positive Lebensqualität! Ich belohne mich jeden
Tag mit schönen Erlebnissen, für das Schreckliche, was ich in den
letzten Jahren erlebt habe. Meine Zeit werde ich noch intensiver
gestalten. Lebe jeden Tag intensiv, so ÜBERLEBST AUCH DU MIT KREBS!
Mein Leben ist ein einziger KAMPF!!!! Doch Kampf muss nicht bedeuten,
dass er zerstörerisch ist. Kampf bedeutet Bewegung und Bewegung ist
Leben und Stillstand ist Tod. Da ich jeden Tag kämpfe, habe ich für
andere Dinge meist auch keine Kraft mehr. Zum Beispiel
„Familienstreitigkeiten“! Da ich mich von meiner Familie distanziert
habe, geht es mir heute (2012) besser.Ich könnte auch keiner Arbeit
mehr nachgehen. Doch ich würde so gerne mit anderen Menschen tauschen
und für sie arbeiten gehen, wenn ich dafür gesund würde. Also braucht
keiner neidisch auf mich zu sein. Durch meine Krankheit habe ich das
wunderschöne Hobby „malen“ erlernt. Ich habe meine Bilder schon in
Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dadurch
hoffentlich den Menschen damit eine Freude machen können. Ich weiß,
dass ich keine bedeutende und anerkannte „Künstlerin“ bin, dennoch bin
ich sehr stolz auf meine Arbeiten. Verkaufserlöse habe ich zu 100 % an
die Deutsche Krebshilfe gespendet. Auch auf literarischem Gebiet habe
ich mich betätigt. In Zeiten schwerer Krisen habe ich zwei
Kurzgeschichten verfasst. Auch habe ich diesen Erfahrungsbericht erst
in meiner Homepage publik gemacht und dann in Buchform geschrieben und
verlegen lassen. Sicherlich keine Weltliteratur, aber für mich war es
wichtig, „es“ zu machen. Darauf bin ich besonders stolz!!! Mit diesem
Tatsachenbericht möchte ich allen Menschen ein Stück von meinem
Optimismus und Durchhaltewillen abgeben. Mein Ziel, 90 Jahre auf diesem
schönen Planeten zu Leben, werde ich weiterhin anstreben. Wir haben
noch viel vor in diesem Leben. Aufgrund meiner langjährigen
Krebserfahrung habe ich einen Fahrplan für mich erstellt. Ich gebe
meine Erfahrungen gerne weiter. Ich betone aber, dass jeder Betroffene
sich seinen eigenen Fahrplan erstellen muss und sollte. Ich kann nur
Tipps und Anregungen geben. Außerdem möchte ich keine falsche
Hoffnungen erwecken. Mir hat das unten beschriebene geholfen,
vielleicht finden auch Sie einen Weg, damit gut durchs Leben zu
gehen!!! Ein Versuch wäre es wert!
Meine Tipps!
Suchen
Sie sich einen guten Hausarzt in Ihrer Umgebung. Wählen Sie mit
kritischem Verstand Ihren Onkologen aus. Teilen Sie Ihre Wünsche Ihren
Ärzten mit. Seien Sie gegenüber Ihren Ärzten fordernd und lästig, wenn
es u. a. um die Rezeptierung guter und teurer Medikamente geht, die die
Kassen nur ungern bezahlen. Erkundigen Sie sich, wo es in Ihrer Nähe
eine gute Psychotherapeutin oder –Therapeuten gibt. Kaufen Sie sich
audioaktive Medienprogramme z. B. von Dr. Hans Grünn: „Positive
Affirmationen, Ganzheitliches Heilen – Krebs, Meditation u s
w.".Erkundigen Sie sich nach einer örtlichen Selbsthilfegruppe. Erlernen
Sie Entspannungsübungen wie z. B. „das Autogene Training oder
Entspannungsübungen nach Jacobsen". Erlernen Sie vielleicht das
„Simonton-Training". Machen Sie eine Beschäftigungstherapie: wie malen,
töpfern, schreiben. Treiben Sie regelmäßig innerhalb Ihrer Grenzen
Sport oder gehen Sie spazieren. Beschäftigen Sie sich mit den schönen
Dingen des Lebens und mit sich selbst. Reduzieren Sie Ihre beruflichen
Aktivitäten, wenn Sie es sich finanziell leisten können. Seien Sie
aktiv, genießen Sie das Leben und haben Freude daran. Trennen Sie sich
von allem, was Sie belastet! Und zu guter letzt fallen Sie nicht auf
Scharlatane herein, die Ihnen mit unseriösen Heilungsmethoden oder
Mittelchen das Geld aus der Tasche ziehen wollen.
In diesem Sinne schließe ich nun
meinen aufschlussreichen Erfahrungsbericht. Meine Homepage
www.susanne-seifert.de wird ständig aktualisiert und gepflegt.
Ich habe diese Seiten bewusst in
Buchform geschrieben, um keine Zweigleisigkeiten aufkommen zu
lassen , da ich meinen Erfahrungsbericht exakt 1:1 geschreiben habe.
Herzlichst Ihre und Eure Susanne Seifert
weiter
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